Fortsetzungsgeschichte. Man schreibt das Jahr 4150 auf der Erde. Die UN sind zu einer globalen Weltmacht geworden. Geld existiert nicht mehr. Hunger, Krieg, Krankheiten und Alterstod sind auf der Erde besiegt. Jeder Mensch kann so lange leben, wie er will. Der interstellare Weltraum ist erschlossen worden und die Wissenschaft hat die Wurmlochtechnologie erforscht und nutzbar gemacht.
Die Morgensonne stand bereits hoch am Firmament, als Ferald Muller aus seinem Wagen stieg und über den weiträumigen Parkplatz auf den Eingangskomplex zuschritt. „Space-Center DE1“ schwebte dort in übergroßen Hologrammlettern über dem Hauptzugang, der von einem kontinuierlichen Strom an- und abreisender Passagiere durchströmt wurde.
Vor einer Woche hatte er noch im Schulungsraum des Auswärtsbüros gesessen und die letzten Anweisungen für seinen allerersten Einsatz im Weltall erhalten. Im interstellaren Tiefenraum war eine wichtige Gravitationssonde ausgefallen; die dafür zuständige Firma wollte einen Techniker vor Ort haben, um die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Feralds Berufsprofil hatte exakt den Anforderungen für diese Mission entsprochen, deswegen hatte er sich gemeldet. Die Rede war gewesen von nur einem Monat bis zur Rückkehr auf die Erde — aber das spielte eigentlich keine Rolle mehr: Seit die allgemeine Lebensdauer quasi unbegrenzt geworden war, bestimmten Raum und Zeit nicht länger die Sehnsüchte der Menschen.
Ferald mischte sich unter die Leute und folgte den Anzeigetafeln in der Halle. Das Gate mit der Bezeichnung G1 zweigte nach etwa dreihundert Metern nach links ab. Hier mußte er sein Gepäck durchleuchten lassen, dann durfte er passieren. Der Hochgeschwindigkeitslift wartete ein Stück weiter auf den nächsten Transport. Mehr als zwanzig Kilometer reichte die Startröhre des gewaltigen Massenbeschleunigers in die Tiefe. Die Nutzlastkapsel befand sich momentan ganz unten in Warteposition. Dorthin bewegte sich der Lift, stets gerade so schnell, daß kein freier Fall erreicht wurde. Das Bremsmanöver setzte einen Kilometer über dem Boden ein und nach gut fünfzehn Minuten trat Ferald zusammen mit einem Dutzend weiterer Passagiere aus der Kabine. Ein kurzer Korridor führte in die Beschleunigerröhre. Der senkrechte Tunnel war im Durchmesser etwa achtzehn Meter breit. Nach oben hin befanden sich ringsum an den Wänden schwere Spulen, von denen die Kapsel nach dem Start auf mehr als vierzigtausend Stundenkilometer gebracht werden mußte. Dieser Wert entsprach der Entweichgeschwindigkeit bei Erdgravitation. Ein eigenes geothermisches Kraftwerk speiste die gesamte Anlage, um den immensen Energiebedarf zu decken.
Als die Sicherheitshalterungen ausklinkten und der exponentielle Geschwindigkeitsanstieg Ferald mit ungeheurem Druck in seinen Sitz presste, schwanden ihm für einen Moment die Sinne. Die Schallmauer wurde noch innerhalb des Tunnels durchbrochen. Wenige Minuten später, als er den Kopf hob, konnte er durch eines der Sichtfenster draußen bereits die blauschimmernde Erde erkennen. Riesig und erhaben schwebte sie wie ein leuchtender Edelstein über dem schwarzen Weltall.
Seine Mission hatte begonnen.